Die frühen Arbeiten in altmeisterlicher Technik zeigen bereits die Suggestion der Gegenstandswahl: es ist nicht die freie Wahl eines Themas, an dem sich Kunsttechniken abarbeiten könnten, sondern die Künstlerin wurde von ihrem Sujet als Faszinosum erwählt und ein Leben lang gefangen genommen: der mikroskopische Blick in die Wildnis, die Welt ›im Kleinen‹, die auch das Große widerspiegelt – ein alter alchemistischer Gedanke. Gras, Blätter, Steine, Wasser – Ingredienzien, um glücklich zu sein und auch das Auge in kleinen Formaten und Miniaturen zu beglücken. Der natürliche Kosmos, der auch ohne menschliche Eingriffe den Weg der Verwandlung geht – hier wird er zum Sehnsuchtsbild. Das Unberührte rührt an, das Gewachsene offenbart Farben und Strukturen – und damit auch das seltsame Phänomen des ›Schönen‹. In der Naturästhetik hält der evolutive Überlebenskampf kurz inne und zeigt die Wunder der Oberfläche. Hier setzt die Poesie des Realen an und das Bild wird zum Sinnbild, zum offenen Gleichnis.
›Der Weg von Charlotte Weinmann zur Kunst ist zugleich ein Weg in die Natur. Genausogut kann der Gedanke umgedreht werden. Der Weg in die Natur ist zugleich der Weg in die Kunst.‹ (Angelica Bäumer)